SoundBahnhof – Endstation
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir im März die erste Ausgabe des SoundBahnhof abgeschlossen. Die Veranstaltungsreihe konnte mit Unterstützung des Kulturfonds der Stadt Krefeld realisiert werden und hat trotz aller Widrigkeiten rund um das große “C” durchgehend zwischen November und März den Bahnhof mit Leben und jede Menge Klang füllen können.
Ziel der Reihe war es ein offenes und interaktives Format zu schaffen, dass den Rahmen einer klassischen offenen Bühne weiter spannt und verschiedene kreative Disziplinen in den Blick nimmt. Im Laufe der Zeit konnten mehr und mehr aktive Mitgestaltende gefunden werden, die sich in den verwinkelten Räumlichkeiten ihren Spezialgebieten angenommen haben, um so einen bunten Spielplatz der Möglichkeiten zu schaffen. Der Ansatz dabei war in allen Räumen sowohl für “alte Hasen” als auch für “junge Hüpfer” Anreize und Spannung zu kreieren.
Gab es bisher auf der offenen Bühne in der Halle jeweils 1 Geheimonzert, dass die offene Session eingeläutet hat, gab es bei der Abschlussveranstaltung zu jeder vollen Stunde ein neues Ensemble, dass immer neue klangliche Aspekte in den Fokus gerückt hat. Dabei ging es von Orchester-Percussion mit Synthesizern, über verzerrte Gitarren und Stoner-Rock bis hin zu frei improvisierten Jazz-Klängen und sogar einer waschechte HipHop-Session.
Weitere auditive Highlights setzte das SoundLab unter der Leitung von Yannic Gerundt und Patrick Pereira (zweiterer konnte leider aufgrund einer akuten Erkrankung mit dem großen C leider nicht live vor Ort sein). Hier wurde eine große Tafel mit synthetischen Klangerzeugern aufgetischt, an denen nach Herzenslust Klang erzeugt und verfremdet werden, nebst einer intuitiven Lichtsteuerung mit der sich sogar der ein oder andere Tanzmoment ergeben hat.
Aber auch das Auge kam bei der Endstation nicht zu kurz. In der Halle konnten sich Mutige mit UV-Beleuchtetem Neon-Tape auf den altehrwürdigen Kacheln des Bahnhofs austoben, während wir die Realität mit analogen Mitteln erweitert haben und der Rest der Nische mit einem klassischen OHP (=Overhead-Projektor; kennt man noch aus der Schulzeit) gestaltet werden konnte. Wem das alles zu konventionell war, hatte die Möglichkeit im VR-LAB die unendlichen weiten der virtuellen Realität erkunden. Dabei gab es diesmal die Möglichkeit zu zweit im dreidimensionalen Raum zu gestalten und mit digitalen Möglichkeiten zu bemalen.
Zur “Endstation” haben wir es dann auch endlich geschafft das gesprochene Wort in den bunten Reigen der Darbietungen einzubetten. So gab es einen antifaschistischen Poetry Slam von Jaenette zu Anfang des Abends und eine Auseinandersetzung mit einem Hurensohn von Johannes Floehr vor der letzten Session. Darüber hinaus konnte Mensch sich an einem Tisch mit bestehenden Texten in der Eraser-Technik ausprobieren. Durch das Löschen einzelner Worte und Passagen wird hier durch Zerstörung etwas Neues geschaffen.
Gerahmt wurde der Bahnhof zu allem Überfluss durch gleich zwei Mini-Ausstellungen. Mauga Houba-Hausherr, die von Anfang an Fan und Mitgestalterin des SoundBahnhofs war zeigte 11 Werke aus ihrer Reihe “Frauen zeigen Gesicht” und Lauree Thomas gab uns einen Eindruck ihrer photographischen Arbeit.
Nach dem Bahnhof ist vor dem Bahnhof. Wir planen jetzt schon an einer Neuauflage des SoundBahnhof vorraussichtlich ab Oktober diesen Jahres und halten euch auf dem Laufenden, sobald es dazu Neuigkeiten gibt.
Die wunderschönen Bilder in diesem Artikel stammen allesamt vom wunderbaren Axel Jusseit