Abschaffung der Sklaverei

In der Veranstaltung Samudaripe – Roma erinnerten Roma an die die Geschichte der Roma in Rumänien.
Anlass war die Aufhebung der Leibeigenschaft von Roma, die am 20. Februar 1856 von der Nationalversammlung des Fürstentums der Walachei beschlossen wurde.

Jahrhundertelang hat sich jedoch an der prekären Lage der Roma kaum etwas geändert.

Peter Rummel, Carmen e.V. führte durch das Programm. Dorel Cristian Radulsecu, 1. Vorsitzender des Roeducatie e.V. eröffnete die Veranstaltung und bedankte sich bei Konsulin Mihaela Feher, Generalkonsulat von Rumänien, Bonn, die die Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit ehrte.

Sandra Franz sprach das Grußwort für die Stadt Krefeld. Als Leiterin der NS-Dokumentationsstelle wünschte sie sich, dass die Aufklärungsarbeit immer weniger werden sollen.

Der Kinderchor des Roeducatie e.V. sang die Hymne Djelem Djelem. Sami Dzemailovski, 1. Vorsitzender des Roeducatie e.V. erinnerte angesichts der Kinder daran, das Roma die jüngste Population Europas ausmachen.

„Wir können uns etwas aufbauen!“

Sami Dzemailovski sagte, dass die Roma ihre Geschichte genauso erzählen können, wie die People of colour in den USA.

Nedjo Osman, Projektleiter, hatte zeithistorische Dokumente und überlieferte Texte aus dem 15. Jahrhundert recherchiert, ausgewertet und in leicht verständlicher Sprache zusammengefasst. Der von Marina Jung gelesene Text beschrieb die Lebensumstände von Roma, die in Rumänien in Leibeigenschaft von Adel und Kirche lebten. In einem historischen Dokument hieß es beispielsweise

„Ein Zigeuner von 23 Jahren, Erfahren im Herstellen von Mauerwerk, und seine Schwester im Alter von 11 Jahren stehen zum Verkauf.“

Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft änderten sich die Verhältnisse der Roma nicht viel. Dabei waren die Kenntnisse und Fertigkeiten der Roma vielfältig: Sie waren metallverarbeitende Handwerker, z.B. Gelbgießer oder Kesselschmiede, sie waren Musiker, Pferdehändler oder Kleinbauern.

In der Zeit des Königreichs Ungarn, im heutigen Westrumänien, wurden 1758 das Nomadentum und die Sprache Romanes verboten. 1173 wurden Roma-Ehen verboten. Kinder wurden in andere Familien gegeben. Manche Roma wanderten aus – bis in die USA.

Sami Dzemailovski machte einen Diskurs zur Einwanderung nach Deutschland: “Die erste Erwähnung von Roma in Deutschland geht auf ein Dokument aus dem Jahr 1407 zurück: in diesem Fall ein Geleitbrief des Papstes. Denn die Roma galten als vogelfrei. Ohne solche Papiere waren sie völlig rechts- und schutzlos.

Rumänische Roma, die ein gesellschaftliches Standing erreicht hatten und ihre ethnische Identität nicht verloren hatten, setzten sich für die Rechte der Roma ein. Der Projektleiter Nedjo Osman sprach vom langen Weg. Er sprach auch von 1000 Jahren. Das war eine Anspielung auf den tiefen Schnitt der Grauen der NS-Zeit:

Im nationalsozialistischen Deutschland wurden Roma als »Fremdrasse« stigmatisiert und der ihrer dauerhafte Entfernung aus der Gesellschaft beschlossen. Dies endete mit dem Völkermord.

Der Begriff »Samudaripen« wurde zuerst in den 1970er Jahren in Jugoslawien im Zusammenhang mit Auschwitz verwendet. Er ist eine Wortschöpfung aus sa (Romanes für »alle«) und mudaripen (Romanes für »Mord«)

In Rumänien wurden 1941 Ghettos und Konzentrationslager errichtet. Es folgten Vergasungen und Hinrichtungen. Die Rassismuspolitik wurde in vielen Gebieten von der rumänischen Politik unterstützt. Die rumänische Garde tötete genauso wie die Nazis. Unterdrückung und Ausgrenzung von Roma fanden einen weiteren Höhepunkt mit den Deportationen der rumänischen Roma nach Transnistrien während des Zweiten Weltkrieges.

Nedjo Osman hatte kollektive Erinnerungen zusammen getragen und stellte die Geschichte der Ausgrenzung und Verfolgung in den Kontext zu Auswirkungen, die bis heute bestehen. Er rezitierte Texte und Gedichte zum Völkermord.

Erst nach dem 2. Weltkrieg fand eine gewisse Konsolidierung statt. Mit der kommunistischen Zeit Rumäniens kamen die Industrialisierung und Seßhaftmachung der Roma. Es gab aber auch eine intellektuelle Elite der Roma. Zitiert wurde Nicolai George: „Historische Prozesse dauern Jahrhunderte“. Der Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union weckte Hoffnungen auf besondere Unterstützung für die Roma.

Besondere Wertschätzung wurden für Sami Dzemailovski, 1. Vorsitzender des Carmen e.V. und Liliana Radulescu, Vertreterin von Roeducatie e.V. zum Ausdruck gebracht, die mit ihrem Wissen und ihren Kenntnissen den sozialen Einfluss der Roma-Gemeinschaften fördern.

Christian Radulsecu bedankte sich bei Nedjo Osman und Peter Rummel für ihre engagierte Arbeit und ihren Einsatz bei der Organisation der Veranstaltung.

Die Musiker Ionut und Alex Ivanciu sind Vater und Sohn. Sie stehen also für gleich zwei junge Generationen der Roma. Alex belegte den ersten Platz beim regionalen Jugend-Musiziert Wettbewerb NRW! Mit ihrer Musik begeisterten sie das Publikum.

Sami Dezemailovski erinnerte daran, das Roma nach der Aufhebung der Leibeigenschaft loyale Bürger waren, die Steuern zahlten, in Armeen dienten. Angesichts der vielen jungen Besucher betonte er, das Demokratie eine Errungenschaft ist, die durch gesellschaftliche Teilhabe erhalten werden würde.

Die Veranstaltung war Teil der NRW-weiten Projektreihe “Samudaripe – Roma erinnern”, des Carmen e.V., die von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gefördert wird.

Dank gilt allen Ungenannten, die sich für die Stärkung der Roma einsetzen!

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