(Un)Sichtbar – Ein Wochenende für Frauen mit Mutanfall
Am Wochenende 25. und 26.05.24 fand im FREIraum21 ein experimenteller Workshop für Frauen* ab 40 Jahren statt.
Begleitet von Anna Brass (Theaterpädagogin, Regisseurin) und Alexandra Buysch (Religionspädagogin, counselor für Kunst- und Gestaltungstherapie) arbeiteten die Frauen an zwei intensiven Tagen am Motiv Mut und Sichtbarkeit.
Authentizität statt Aufgesetztheit, Kreativität statt Blackout, Mut statt So-wie-bisher.
Die Frauen haben sich auf eine Forschungsreise begeben und mit unterschiedlichen Übungen aus Theater, Performance und Malerei mit Körperlichkeit und Sichtbarsein beschäftigt. Flow-Tanzen mit geschlossenen Augen, Fantasie-Malen auf der Bühne, Malen mit Farben auf Leinwand, Übungen zu Status, Körperbewusstsein und Biographiearbeit gehörten genauso zum Ablauf, wie ein ausgeprägtes Gesprächsbedürfnis.
Auch das gemeinsame Kochen wurde performativer Bestandteil der Workshops: Jede Teilnehmerin brachte unabgesprochen drei Zutaten mit und aus diesen wurde das Mittagessen improvisiert. Kartoffeln waren nicht dabei, denn jede dachte, die anderen bringen genau diesen Klassiker mit. Dafür gab es viel Gemüse und Nudeln und am Ende war einzig der Brokkoli über – ein Versehen, aber bis auf den Brokkoli zeigte sich: gemeinsames Kochen bringt die Menschen zusammen.
Eine Performanceübung nach Joshua Sofaer – „Name in Lights / Das Namensschild“ war bis Mitte Juni sichtbar im Fenster unter dem Neonschild „Nächste Vorstellung“: CLAUDIA FRENCH. Ein Rätsel für die Menschen, die vorbeigingen, ein mutiges Stück öffentlicher Sichtbarkeit für Claudia selbst.
Mut hieß an diesem Wochenende, sich zu öffnen, sich auf Experimente einzulassen, sich frei zu tanzen, sich einer leeren Leinwand zu stellen: Auf einer dieser Leinwände steht am Ende nur der erste Satzteil eines längeren Textes, aber diese drei Worte stehen für dieses Wochenende: MUT ERFORDERT EINIGES. Und dahinter bleibt die leise Erkenntnis, dass ein Perspektivwechsel, wie die Teilnahme an so einem Wochenende, auch zeigt, dass es nicht unbedingt die großen Momente im Leben wie ein Fallschirmsprung sind, die Mut beweisen. Sondern dass es das alltägliche Leben mit seinen Herausforderungen, Höhen und Tiefen ist, das jeden Tag Mutmomente fordert, die vielleicht gar nicht als solche auffallen. Dieses Bewusstsein ist ein Schritt zum Sichtbar statt Unsichtbar sein.