Schönwettertour in der Vogelwelt

Die Nette Seen sind eine Wasserlandschaft, die außergewöhnlichen Lebensraum für unterschiedlichste Tierarten bietet, weil sich hier dank Naturschutzmaßnahmen, genügend Nahrung, beispielsweise in Form von Insekten findet. Das ist gut für die Vögel. Also machten wir uns an einem wunderschönen Morgen im Mai auf, um in diesem Gebiet die Vogelwelt zu erkunden.

Mit keinem Geringeren als Umweltminister Oliver Krischer – er ist ein ornithologischer Kenner -machten wir uns auf Erkundungstour. Was für eine lebendige Zusammenkunft: Auf Augenhöhe teilte der Umweltminister Oliver Krischer sein vogelkundliches Wissen mit uns: Kindern, Erwachsenen, Sachkundigen wie Laien.

Dieter Kirsch vom NaBu hatte die Vogelwanderung vorbereitet und führte uns durch beinahe verwunschen anmutendes Gelände.

Hier übten wir uns darin, Vogelarten an ihrer Stimme zu erkennen. Schon nach den ersten Schritten auf einem Weg durch lichtes Laubbaumgebiet waren wir entzückt, als wir die ersten Buchfinken hörten. Um sie zu sehen, musste man schon genauer hingucken.

Wir hörten einen Kleiber, der übrigens so heißt, weil er die Fähigkeit besitzt, Höhleneingänge mit Lehm zu verkleben. Auch ein Waldlaubsänger war zu hören. Im Kronenbereich von Laubbäumen war er kaum zu sehen. Wer die Vögel so gar nicht entdecken konnte, dem zeigte Dieter Kirsch Fotos der angetroffenen Spezies.

Den Namen kannten wir schon, aber wie sieht er eigentlich aus und wie singt der Zilzalp?
Die Beteiligten versuchten seinen Gesang nachzuahmen, der tatsächlich wie „zilp zalp zilp zalp“ klingt.

Lustig wurde es, als dann auch noch versucht wurde, den Gesang der Mönchsgrasmücke nachzuahmen. Ein wunderschöner Weg führte ins Feuchtbiotop. Erst ging es vorbei an kleinen Hütewäldern und wunderschönen Wiesen. Sogar ein Rehkitz kam vorbei! An einer Feuchtwiese mit Froschteich sahen wir die ersten Libellen des Jahres fliegen!

Von den Weiden an der Nettebrücke aus erkannten wir schon das Biotop. Von der Brücke aus begutachteten wir die Haubentaucher und erfuhren etwas über die Mode der Zwergtaucher, die nämlich Prachtkleid oder Schlichtkleid tragen.

Nun standen wir mitten im Rohrdommelprojekt, einer beeindruckenden Naturschutzmaßnahme.

Das Biotop gehört zum Verlandungsbereich des De-Witt-Sees. Der Verlandungsgürtel eines nährstoffreichen Stillgewässers baut sich vom Wasser zum Ufer von Unterwasserwiesen über Wasserpflanzen, Schwimmblattgesellschaften, Röhrricht und – das ist jetzt alles abgeschrieben von der Erklärtafel – Großeggenrieder zu Erlenbruchwald als Endstadium auf.
Hinter dem sichtbaren Brennnesselstreifen mit Sumpfpflanzen steht das Schilf-Röhricht mit Brennesseln und Rohrkolben-Röhricht.
In letzter Zeit ist leider ein Röhrrichtsterben auf den Krickenbecker Seen zu beobachten gewesen. Deshalb waren jetzt alle Naturschützer in aufgeregt, einen typischen Röhrichtbewohner, den Teichrohrsänger zu finden. Er ist ein sehr geschickter Halmkletterer, der sich am liebsten in hohen Schilfbeständen aufhält.

Zwischendurch haben wir einen Eisvogel zischen hören! Gesehen haben wir aber nur menschliche Spezies: Mit Teleobjektiven ausgestattete Ornithologen spürten der Dorngrasmücke nach.

Von einer Aussichts-Plattform konnte man das Biotop noch besser überblicken. Das Entwicklungsgebiet war seinerzeit unter Ministerin Bärbel Höhn nach langem Ringen durchgesetzt worden.

Um Lebensgrundlagen (der Natur) zu erhalten, müssen verschwundene Lebensräume möglichst naturnah zurückgeholt werden. Naturschutz bedeutet deshalb immer auch, dass in die Natur eingegriffen werden muss. Ein Teilnehmer erzählte, dass es am Anfang erhebliches Unverständnis für die Naturschutzmaßnahme gegeben hätte. Es hatte ja auch anfangs nicht gerade idyllisch ausgesehen und es war schwer in der breiten Allgemeinheit Verständnis zu gewinnen, für Vorhaben, die langjährige Prozesse bedeuteten. 

Heute zieht das Gebiet eigentlich jede/r Besucher/in den Bann.

Unserer Gruppe hatten sich Sachkundige angeschlossen, die vor 30 Jahren die politische Auseinandersetzung über Naturschutz-Maßnahmen hautnah miterlebten oder die unmittelbar in die Realisation eingebunden waren. Für uns war es interessant zu erfahren, wie Land und Kommunen miteinander arbeiten können und welche Rolle die Zivilgesellschaft im Naturschutz spielt.

Seinerzeit hatte man die Renaturierung clever mit Herausforderungen aus angrenzenden Räumen verbunden: Zum Beispiel hatte man die Idee, Wasser aus ehemaligen Kohleanbaugebieten aufbereitet (wegen des hohen Eisengehaltes) in Teilen in das Gebiet zu leiten.

Bis heute sind viele komplexe Zusammenhänge zu beachten. Nach solchen Einblicken ging es weiter durch die Natur.

Auf unserem Weg wurde es eng: Fotografen, lagen auf der Lauer. Auf was richtete sich ihre Aufmerksamkeit? Auf ein Nest mit brütendem Haubentaucher!

Bei so viel Aufsehen setzte ein – der Stimme nach sehr bekannter Vogel – alles daran, sich ebenfalls durch „Kuckuck-Kuckuck“ in Erinnerung zu rufen!

Auf unserer Wanderung hörten wir weitere Vögel: Grünspecht, Singdrossel und Mönchsgrasmücke. Gemerkt habe ich mir, dass die Mönchsgrasmücke an ihrer Mönchskappe zu erkennen ist.
Aber nicht immer scheinen sich die Vogelnamen von Aussehen oder passenden Zuschreibungen abzuleiten? Die Bachstelze jedenfalls, haben wir auf dem Acker angetroffen. 

Auch ohne ornithologische Kenntnisse ist es schön, das Gebiet Schwalm Nette zu erkunden.
Wer früh raus geht, kann auf gar nicht mal so selten anzutreffende Ornithologen treffen. Es lohnt sich, sich von ihrer Begeisterung für die Vögel anstecken zu lassen.   

Teile diesen Beitrag (ggf. AdBlocker anhalten)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert