Ohne Waffen – erfolgreich für den Frieden kämpfen
Ausstellung des Krefelder Friedensbündnisses zeigt weltweite Beispiele gewaltfreier Intervention
1300 Milliarden Euro Sparpotential
Es lässt sich leicht ausrechnen: Dass es allen besser gehen würde, wenn es keine Kriege gäbe und wir auf Rüstung verzichten würden. “1300 Milliarden Euro weltweit.” Diese beeindruckende Zahl nennt Ingrid Vogel in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung “WoW – Wirksam ohne Waffen” im Südbahnhof.
Und das zeigen die Plakate, die das Krefelder Friedensbündnis zur Eröffnung an die Wände des Südbahnhofs geklebt hat.
Geld für Rüstung fehlt der Gemeinschaft
Das Krefelder Friedensbündnis ist seit dem Golfkrieg aktiv
Anlass für die Gründung des Krefelder Friedensbündnis war der drohende Golfkrieg im Jahr 1997. “Leider sind die Konflikte seitdem nicht weniger geworden”, sagt Ingrid Vogel vom Krefelder Friedensbündnis, das noch in diesem Jahr im Juli dabei war, als in Büchel gegen die dort stationierten Atomraketen protestiert wurde. Sie erinnert sich noch gut an die Massendemonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss in den 80er Jahren. “Deswegen sind die Ansätze der zivilen, gewaltlosen Konfliktbearbeitung nicht weniger wichtig.”
NGOs bekommen ein Gesicht
Die Ausstellung “WoW – Wirksam ohen Waffen” gibt Antwort, welche Mittel man als Bürger hat. Die Exponate vom Friedensmuseum Nürnberg und dem Bund für Soziale Verteidigung zeigen beispielhaft, welche Initiativen sich hinter den sogenannten NGOs verbergen: Neun Organisationen, die unabhängig von Regierungen agieren, werden vorgestellt. Ein Beispiel sind: „Witness for Peace“ aus den USA, die allein durch ihre Anwesenheit verhindern, dass verfeindete Gruppen aufeinander schießen, zeigen, das es möglich ist, ohne Waffen für Frieden zu kämpfen. Ein weiteres Beispiel sind die Peace Brigades International. Das Bild links zeigt eine deutsche Aktivistin dieser NGO.
Liberias Frauen kämpften ohne Waffen erfolgreich für das Ende des Bürgerkrieges in ihrem Land
Als Höhepunkt des Abends wird der Film: „Zur Hölle mit dem Teufel gezeigt.“ Er dokumentiert den Weg, den liberianische Frauen gegangen sind, um 2003 den Bürgerkrieg in ihrem Land zu beenden. Der Dokumentarfilm ist so spannend, dass man sich nicht entspannt in seinen Stuhl lehnen kann. Zwischen Szenen von den Kämpfen, an dem auch Kindersoldaten beteiligt waren, die mit Drogen vollgepumpt wurden, berichten einige der Protagonistinnen von ihrer Motivation, ihrem Vorgehen und den Widerständen. Das verdeutlicht, auch ihr Weg ein Kampf war, den sie ohne Waffen gekämpft haben. Einer, bei dem sie Vorbehalte überwinden mussten, beispielsweise. Denn der Erfolg war nur möglich, weil sich Frauen aller Religionen und aller Schichten zusammengefunden haben. Bei dem sie ihre Männer unter Druck gesetzt und ihre Söhne eingesperrt haben, die sich so leicht zur Gewalt verführen lassen wollten. Bewundernswert ihre Kreativität, ihre Beharrlichkeit, ihre Konsequenz. „Wir wussten, dass wir den Männern verzeihen mussten, die so viel Gewalt über das Land gebracht hatten“, sagt eine von ihnen und die Zuschauer fühlen deutlich, welch innerer Kampf nötig war, das menschliche Bedürfnis nach Rache und Vergeltung zu überwinden. „Sonst wäre kein Frieden möglich gewesen.“
Am Schluss bleibt unendliche Erleichterung und Freude über ihren Sieg. Zwei dieser Frauen Leymann Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf wurden 2011 mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet, Sirleaf ist seit 2010 Präsidentin Liberias als erste Frau auf dem afrikanischen Kontinent.