Wie wirkt handgemachter Blues von Biber Herrmann
Abwechslungsreich und lebendig, informativ und virtuos, das war das Konzert des Folk-/Blues-Gitarristen Biber Herrmann am Donnerstagabend im Südbahnhof. Sein Publikum, die kleine, feine, eingeschworene Bluesgemeinde, war begeistert.
Biber Herrmann litt am Höllenberg
Was man mit dem Blues alles ausdrücken kann: Das Gefühl vor dem Absprung in ein neues Leben, das Leid der schwarzen Baumwollpflücker im Südosten der USA. „Ich habe bei meiner Lehre zum Winzer den Assmannshäuser Höllenberg von Unkraut befreit“, sagt Biber Herrmann schmunzelnd und fügt augenzwinkernd hinzu, dass ihn das berechtige, auch als weißer Deutscher Blues zu machen. Solche Anekdoten verbinden nicht nur die einzelnen Stücke, sondern auch das Publikum und den Künstler in der ohnehin heimeligen Club-Atmosphäre des Südbahnhofs. Hier spielt er Songs aus eigener Feder, aber auch Cover anderer Interpreten, denen er jedenfalls seinen eigenen Stempel aufdrückt. So kommt es nicht von ungefähr, dass man das Rolling Stones Stück “Satisfaction” erst erkennt, wenn der Gesang einsetzt.
Handgemachte Musik im wahrsten Sinne des Wortes
Biber Herrmann demonstriert auch, wie seine Musik gemacht ist, die er „perkussive“ Gitarre nennt. Zeigt die Rolle des Schlagzeugs, des Basses, der Rhythmus- und der Leadgitarre, die er alle aus seinem Instrument zaubert. Jetzt verstehen alle, dass die Vielschichtigkeit seiner Songs nicht Zauberei ist, sondern zur Virtuosität gesteigertes Handwerk. Das Publikum ist begeistert und die vielen Hobby-Gitarristen fragen nach den Workshops des kommenden Jahres. Herrmann verweist auf seine Homepage und versichert: „Da kommen noch welche dazu.“ Anders als andere Gitarristen verzichtet der beim Zupfen der Saiten auf jegliche Hilfsmittel wie Plektren. Eigentlich hatte ich vermutet, dass er Schwielen an manchen Stellen habe, wie man sie bei Jazzbassisten findet, die den Kontrabass zupfen. Seine Hände sind weich und geschmeidig.
Wie wirkt Blues?
Das faszinierende am Blues ist für mich, dass mich diese Musik trotz der traurigen Grundstimmung in den Harmonien nicht runterzieht. Auch wenn ich Biber Herrmann glaube, dass er viele seiner Songs aus einer Stimmung heraus geschrieben hat, in der er dachte, dass Leid gehe nie vorbei. Aber anders als mein Jammere klingen sie schön. Wenn dann noch dieser typische Bluesrhythmus dazukommt, dann gehen sie richtig nach vorne, dann entfalten sie eine Energie, die mich auf jeden Fall mitnimmt und mich aus dem Tal der Traurigkeit herausholt. Und manchmal, ja manchmal da klingen sie in meinen Ohren sogar lasziv.
Die Frage, die ich gern diskutieren möchte: Wie wirken Bibers Songs auf andere? Und vor allem: Lindert es seine Traurigkeit, wenn sie in seiner Musik Ausdruck finden kann?
Hallo Frau Böhling,
herzlichen Dank für Ihren schönen Artikel.
Ein schöner Ort für Kultur, der Südbahnhof und ich habe mich sehr wohlgefühlt.
Der Blues ist, wie Sie das schon sagten, eigentlich keine traurige Musik, er drückt aber Trauer, Freude, Wut, Liebe, etc…auf sehr emotionale Weise aus und traut sich auch an Themen wie Tod, Armut, etc… heran. Aber, um wieder Kraft zu schöpfen im Ausdruck all dessen.
Ihnen eine gute Zeit !
Herzliche Grüße
Biber Herrmann