RE:Kultur Resilencia – Weichenstellung 3

Südbahnhof im Zeichen der Umwelt

„Die Installationen entfalten ihre Wirkung besonders an einer langen Tafel“, sagt Anne Thoss zu ihren 12 Tafeln der Menschheitssüden. Die in Epoxidharz gegossenen Suppenteller stellen schonungslos die Ausbeutung natürlicher Ressourcen dar. Sie symbolisieren die menschliche Gier und den krankhaften Konsum auf Kosten der Umwelt, festgehalten in Form einer Sonntagssuppe, auf feinstem Porzellan. Na dann guten Appetit! „Nein eure Suppe ess ich nicht“ ist der Titel der Ausstellung, die als Kurzfilm die Werke der Künstlerin am Sonntag im kleinen Bühnenraum zur Schau stellte. Ähnlich gut schmeckte dem Publikum die Transparente von Jari dem Leinwandschreck, die sich dem Thema „Wasser ist Leben“ mit seinen farbenfrohen Karikaturen widmete. Zudem untermalte er die musikalischen Anti-AKW Songs von A.W. Maria, die erschreckend aktuell erscheinen.

Zwischen Kleidermarkt und Ausstellungen, Musik und Aktionskunst fanden am Sonntag dem 28.08.2022 unter dem Titel RE:Kultur Resilencia etwa 150 Gäste ihren Weg zum Südbahnhof. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein Dauerbrenner im Werkhaus e. V., mit den Hochbeeten der „Essbaren Stadt“ direkt vor dem Eingang des Südbahnhofes gut erkennbar.

Probieren durften die Interessierten auch, denn neben der Essbaren Stadt stellte die Solidarische Landwirtschaft zusätzlich zu ihrem Projekt auch ihre Erzeugnisse aus, frisches Obst und Gemüse der letzten Ernte. Wer sich dann doch lieber an dem eigenen Gemüsegarten bedienen wollte, konnte von Mary Clear einige nützliche Hinweise zum Thema Urban Gardening ergattern. Mit über 14 Jahren Erfahrung räumt sie mit einigen Mythen auf, beschwört den Gemeinschaftsgedanken und empfiehlt: „Sich zu entschuldigen ist besser als um Erlaubnis zu fragen, insbesondere bei einem Thema, bei dem die Community gefragt ist.“ Ihrer Erfahrung nach wird die Bepflanzung von öffentlichen Grünflächen nicht nur toleriert, sondern von den Anwohnern positiv aufgenommen. Die Behörden ziehen dann meistens mit.

In Krefeld ist einiges in Bewegung, vor allem wenn es um das Thema Mobilität geht. Karl-Heinz Renner vom Aktionskreis Fahr Rad! berichtete von steigenden Finanzierungsbeiträgen für Fahrradwege. Ein gutes Zeichen, doch der Anschluss der Stadttrasse auf dem Dach des Südbahnhofes an einen Fahrradweg der Stadtpromenade bleibt erstmal auf dem Papier.   

Neben dem Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit wurden weitere Parallelen der Vortragsredner und Aussteller erkennbar. Der unbedingte Aufruf zur aktiven Teilnahme. Ökologische Projekte gibt es nicht nur auf kommunaler Ebene viele, die Sichtbarkeit und die Anlaufstellen müssen verbessert werden. Die Bereitschaft ist da, allerdings braucht es Wegweiser und niedrigschwellige Angebote, um bürgerliches Engagement zu intensivieren.

Über fehlendes Engagement konnte sich Andreas Simon nicht beschweren. Mit seinem Beitrag „Mord im Mondschein“ animierte er das Publikum zu Protagonisten seiner Theaterperformance zu werden. Unter seiner Regie wurde die Dachterrasse zur Bühne eines humorvollen Schauspiels, dem man sich als Zuschauer kaum entziehen konnte.

Den musikalischen Höhepunkt des Tages lieferten die Donkies, unter der musikalischen Leitung von Gerd Rieger. Die neunköpfige Band aus der Krefelder Donksiedlung unterhielt mit Folk und Jazz das Publikum, das mit einem kühlen Drink den Tag auf der Dachterrasse ausklingen ließ.

Der dritte Teil der Weichenstellung lieferte Information und Unterhaltung mit ökologischen Initiativen und künstlerischer Leichtigkeit. Ein vielseitiges Programm zwischen kulturellem und kommunalem Engagement gab dem Publikum Anstöße über die etablierten Handlungsweisen unseres Alltags nachzudenken. Dabei können künstlerische Formate ebenso wie bürgerliche Projekte Bewusstsein schaffen. An diesem Punkt ist jedoch längst nicht Schluss, denn jeder persönliche Beitrag ist wichtig. Die Akteure des Tages haben gezeigt, dass die Teilhabe an umweltfreundlichen Konzepten nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Das Werkhaus bietet für diese innovativen Ideen den passenden Rahmen, auch in Zukunft. 

Wir freuen uns auf mehr – am 18.09.2022 findet die vierte Weichenstellung zum Thema Visionen statt. Mit spannenden Projekten und viel Musik.

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