AL BAR – Die Premiere
Freitag 2. Dezember 2022 im Südbahnhof
Und als es endlich gestern Abend war
landete ich, per Zufall fast, in einer Bar, in der ich vorher nie gewesen war.
Warmes Licht verschwendete sich, bis ganz hinten in die feinsten Winkel,
es lag ein Gläserklirren in der Luft und Lachen, vielversprechend ohne Dünkel.
Und während eine Pianistin „Möglicherweisen“ ausprobierte,
träumte ich langes Weilchen ein wenig vor mich hin,
bis dann der Kellner mich nach meinen Wünschen fragte
und ich mich sagen hörte: Ein schönes wildes Leben, bitte sehr.
Mit diesen Worten begann das Programm „Al Bar“, am Freitag den 2. Dezember in der Halle des Südbahnhofs. Markus Türk hatte mit Gitarre, Posaune, Loop-Station und Trompete musikalisch die Richtung vorgegeben und Helmut Wenderoth trug seine Texte vor und zu dem gelungenen Abend bei.
Ein Abend über rauschende Verschwendungen, offene Geheimnisse, geheimnisvolle Sehnsüchte und das Überschreiten grüner Grenzen hatte das Duo Türk Wenderoth auf dem Plakat versprochen.
Es wurde ein Abend voller Einladungen: Lassen sie uns zusammen einen Abend „Al Bar“ verschwenden.
Mit ein paar Geschichten, an die wir uns später gern erinnern werden
Mit geschickten Unschicklichkeiten, mit Erinnerungen an Dinge, die wir in Zukunft wieder öfter treiben wollen und mit jeder Menge feiner Musik.
Markus Türk spielte einmal mehr furios auf und zeigte dass er auch mit der Elektronik einer Loopstation agieren kann und in der Lage ist, solo eine komplette Band zu simulieren: mit Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Posaune, Tuba und immer wieder mit seiner unverwechselbar zauberhaften Trompete.
Helmut Wenderoth las vor und erzählte Geschichten, die um die Bar als Zufluchtsort kreisen:
Es hat sie immer gegeben, die, die den Tresen umschwärmen wie Motten das Licht, die erst so richtig wach werden, wenn es dunkel wird. Die, für die Sittsamkeit, Strebsamkeit und Fleiß bestenfalls Anlassworte für gute Witze sind und und und…
Für die und ihre Fans ist dieser Abend, inspiriert von Dorothy Parker und ihrem herrlichen versoffenen Ausspruch: “Noch einen Martini und und lch lieg unterm Gastgeber” von lasterhaften Kreisen, von verwunschenen Gestalten und ihren verruchten Melodien von Miles Davis über Tom Waits zu Paolo Conte, der uns daran erinnert, dass viele dieser Grenzen, die uns so beschränken, genauer betrachtet „grüne Grenzen“ sind, eben leicht zu überwinden.
Und so war es auch für die Zuschauer:Innen im Südbahnhof eine leichte Übung, eine kleine Grenze zu überwinden und als einen der Höhepunkte des Abends, tatsächlich selber Gedichte zu verfassen, die Türk und Wenderoth dann auf der Bühne vorgelesen haben.
Ein Abend der Lust macht, selber immer wieder mal etwas Neues auszuprobieren und der hoffentlich noch häufig zu sehen sein wird.
Das Projekt Al Bar wurde im Werkhaus/ Südbahnhof realisert und gefördert über den Kulturhilfsfonds der Stadt Krefeld