By Maryam Gheiji: Wo Kunst zum Echo von Babel wird

Wo Kunst zum Echo von Babel wird

Das vierte Artcamp fand in den letzten Sommertagen statt. Der Südbahnhof wurde sieben Tage lang zu einem Ort, an dem Maler:innen, Bildhauer:innen, Designer:innen und Fotograf:innen in individuellen, gemeinschaftlichen und teilweise interdisziplinären Prozessen arbeiteten.

Jango Mussa und die Büchse der Pandora

Im Symposium spielte der offene und direkte Austausch zwischen Künstler:innen und Besucher:innen eine zentrale Rolle. Das Konzept des Artcamp versteht sich als Plattform für Dialog, Erfahrungsaustausch sowie Entwicklung und Präsentation künstlerischer Arbeiten. So konnten Besucher:innen während der gesamten Woche täglich die offenen Ateliers der Teilnehmenden besuchen und in einen erweiterten Kunstdiskurs eintreten.

Die dabei entstandenen Kunstwerke wurden in einer Gruppenausstellung vom 22. August bis zum 18. September 2025 gezeigt.

An dem Tag, als ich das artcamp im Südbahnhof besuchte, war dort alles anders als sonst. Die hinteren Vorhänge waren beiseitegezogen, einzelne Stühle standen in Reihen vor den Leinwänden.
Scheinwerfer, die auf den 22. August warteten, beleuchteten bereits die großformatigen Gemälde und verliehen der sonst so geschäftigen Haupthalle des Südbahnhofs eine besondere Atmosphäre.

Während die Künstler:innen an ihren Werken arbeiteten, führten sie vertraute Gespräche – oft in ihrer Muttersprache. Kurdisch, Deutsch, Persisch und Arabisch
Dazu sagte Anja Jansen: Wir interessieren uns für künstlerische Prozesse und unterstützen sie.
Die ursprüngliche Idee – in Zusammenarbeit mit Waleed Ibrahim – war, dass etablierte Künstler:innen in einem geschützten, vertrauten Raum, abseits des Rampenlichts, in einen offenen Erfahrungs- und Kunstaustausch treten können.

Eine Woche lang wurde der Südbahnhof zu einer Bühne des multinationalen Austauschs und künstlerischen Schaffens – eine Art kleine, ideale Welt, nach der wir uns alle sehnen.

Mehr Künstler:innen, als geplant, nahmen in diesem Jahr am Symposium teil.
Auch Musiker kamen dazu. Es wurde mit Santur und Klavier, Tombak und weiteren Instrumenten in kleinen Improvisationen musiziert. Auch bei der Eröffnung der Ausstellung erzeugten Musiker Yad und eine spürbare Begeisterung und Energie unter den Besucher:innen.

Tomasz Lewandowski, beeindruckt von der kollektiven Energie der Teilnehmenden, entschied sich spontan, Porträts seiner Künstlerkolleg:innen zu fotografieren.

Eine Besucherin äußerte Überraschung, als eine Malerin während des Prozesses ein dreigeteiltes Porträt einer jungen Frau veränderte und nach wenigen Minuten die Frau mit roter Farbe verwischte.
Die Besucherinnen interpretierten dieses Werk als „Femizid“, wodurch das Thema Frauen in dieser Ausstellung eine stärkere Präsenz erhielt.

Der ursprüngliche Gedanke des Symposiums war der Begriff „protection“.
Dabei wurde untersucht, was protection/Schutz ausmacht, was es bedeutet, wie Isolation entsteht, wie sich Allianzen zum Schutz entwickeln und viele weitere Fragen, die verschiedene Facetten dieses Themas beleuchteten.
Im weiteren Verlauf dieser Untersuchungen bildeten sich künstlerische Sichtweisen und Positionen zum Thema Krieg heraus und entwickelten sich weiter.

An dem Symposium nahmen Künstler:innen aus verschiedenen Städten Deutschlands, sogar aus Belgien teil.

Der Künstler Hama Hashim war sogar aus Erbil angereist! Bemerkenswert ist, dass Hama Hashim meist auf grauem Grund im abstrakten Stil malt – seine Werke hinterlassen einen tiefen Eindruck bei den Besuchern.

In der Diskussion um den Einfluss kurdischer Streiter für zeitgenössische Kunst wurde in Gedenken an Lala Abde, als Vertreter der 1. Generation zeitgenössischer Kunst im Irak/Kurdistan ein Dokumentarfilm gezeigt.

Künstlerinnen:
Slava Abdullah, Sherin Dawoud, Rouba M. Housen, Nesrin Mahmoud, Mais Khaloof, Mahin Khodayari, Beate Krempe, Roda Mehrez, Ranim Mohammad, Jankiman Omar, Jehana Said

Künstler:
Hama Hashim, Waleed Ibrahim, Francisco Junqué, Fuad Kamo, Hajar Kalhury, Ahmad Kussa, Tomasz Lewandowski, Abbas Mandeh, Yousef Montajab, Jango Mousa, Taha Sali, Alexandre Sladkevich, Yurii Uskov

Slava Abdullah und Maryam Gheijy
Nesrin Mahmoud, Abbas Mandeh
Slava Abdullah und Sherin Dawoud
Yousef Montajab und Mais Khaloof
Ahmad Kussa und Waleed Ibrahim
Hama Hashim und Hajar Kalhury
Mahin Khojadari
Taha Sali
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