Christina Bunk zu “Was ist Raum?”
Raum zu gestalten und zu strukturieren ist plastisches Handeln in Relationen. Als Innenarchitektin und Bildhauerin verfolge ich verschiedene Herangehensweisen: Zum einen bilde ich Raum, indem ich Kunst für einen spezifischen Ort entwickle, zum anderen nehme ich Raum um mir ein formales Thema plastisch anzuverwandeln. Die Entwicklung meiner Arbeit erfolgt zumeist anhand von Skizzen und Entwürfen bis hin zu Werkzeichnungen in Originalgröße. Durch die perspektivische Konstruktion und Tonwertsetzungen erarbeite und konkretisiere ich bereits in der 2D-Fläche meine 3D-Form-Ideen. Ausgangspunkte bilden zum einen die besonderen Gegebenheiten eines Raumes, seine spezifischen Maße und Proportionen, seine Funktion und Anforderungen. Der Anlass hierzu kann eine Stütze, eine Wand, eine Decke oder ein anderes architektonisches Element sein. Andererseits kann eine abstrakte geometrische Form oder ein organisches Wachstumsprinzip, der Ausgangspunkt für eine plastische räumliche Auseinandersetzung sein.
Mein bevorzugtes Material ist zur Zeit Ton – besonders schwarzbrennender. Das archaische und nachhaltige Material ist im rohen Zustand weich und formbar, nach dem Brand bei 1200°C jedoch hart wie Stein.Die Formen stelle ich auf der Basis eines „Schnittmusters“ aus gewalzten Tonplatten her und setze diese materialgerecht zu plastischen Körpern zusammen. Jedes Einzelteil, jede Form ist von Hand erstellt, jeder Handgriff, jedes Einritzen, Zusammenfügen, Drücken, Schlagen und in Formklopfen, hinterlässt Spuren, die den Entstehungsprozess dauerhaft sichtbar machen. So wird jedes Teilelement, jede Arbeit zu einem Unikat. Diese sind Zeugnisse einer Auseinandersetzung mit dem Material, erzählen die Geschichte ihrer Entstehung und beleben die authentisch bearbeitete Oberfläche und Form durch ihr Licht- und Schattenspiel.
Ein wichtiger kulturübergreifender Bezug ist zudem durch die japanische Ästhetik des „Unperfekten“, des sogenannten „Wabi-Sabi“ gegeben: Kleine Formabweichungen, Unregelmäßigkeiten, im Arbeitsprozess entstandene Spuren, die unperfekt, individuell, einfach in Material und Form sind, stehen für Lebendigkeit, Vergänglichkeit und sind so ein Spiegel des Wesens des Menschen.
Zu sehen sind:
KAKTUS #1, aus 33 Elementen, H 60 x Ø 50 cm, 2014
KAKTUS #1, Zeichnung, M 1:1, H 150 x B 100 cm, Kohle auf Papier, 2017
ELLIPSOID #1, aus 137 Elementen, H 28 x Ø 88 cm, 2017
ELLIPSOID #1, Zeichnung, M 1:1, H 150 x B 100 cm, Kohle auf Papier, 2017
Christina Bunk, Berlin, 09.11.2017