Egelsbergtour und Wasser
Text: Ursula Gast
Den Egelsberg – ja klar, den kennt jede/r Krefelder*in, er gehört zu Traar, war früher auch mal Militärübungsgebiet, hat einen Segelflughafen und ist beliebt zum Drachensteigen lassen im Herbst. Er gehört also einfach so dazu und ist bei den Krefelder*innen als Naherholungsgebiet beliebt.
Aber welches Kleinod der Vielfalt hier vorhanden ist, das war dann doch vielen Teilnehmer*innen des Spaziergangs mit Johann Heller-Steinbach neu. Angefangen von der geologischen Geschichte des „Bergs“ über die Veränderungen der Landschaft, der Bodenbeschaffenheit, der Gestalt durch die Nutzung in früheren Jahrhunderten bis in unsere Zeit als Abbaugebiet für Kies und als Übungsplatz für das englische Militär.
Aber dass auch Panzerspuren tatsächlich einen Beitrag zur friedlichen Ausbreitung von Pflanzensamen leisten können, hätte wohl niemand angenommen. Hier sind tatsächlich „Schwerter zu Pflugscharen“ geworden und das in unseren Gebieten höchst seltene Froschkraut konnte gedeihen. „Seine Samen können 100 Jahre im Boden fruchtbar bleiben“, erläuterte Johann den ca. 40 Teilnehmer*innen und zeigte die Panzerspuren am Rand eines versteckten Teichs. „Möglicherweise sind die Samen durch die Amphibienfahrzeuge des Militärs wieder an die Oberfläche gekommen.“ Eine Art friedlicher Siegeszug.
Der Egelsberg ist ein Experimentierfeld für den Naturschutz und die Artenerhaltung. Hier gibt es Wald, Heidelandschaft, landwirtschaftliche Nutzflächen, Weideflächen. Und es werden Heidepflanzen und Wildkräuter angesiedelt. Dabei geht es auch um die Artenvielfalt von Insekten. „Vielleicht finden ja durch die neuen Pflanzen auch neue Insekten ein Zuhause“, sagte Johann und dass das nötig ist, zeigen ja die Ergebnisse, die der entomologische Verein in Krefeld über Jahre hier in Krefeld und an anderen Stellen gesammelt und ausgewertet hat. 2018 haben diese Ergebnisse die Republik aufgerüttelt. Denn die Artenvielfalt ist extrem bedroht. Von Weitem sahen die Teilnehmer*innen auch die Zelte, die die Insektensammler aufgestellt haben.
Dass die Landschaft auch eine Kulturlandschaft ist, wurde durch die Erläuterungen von Johann deutlich: Wasser wird umgeleitet, Boden wird auch mal abgetragen, Brombeeren werden in Schach gehalten, aber „Wir greifen beim Wald nicht mehr ein. Wir sichern nur die Wege”, erläutert Johann.
Dass auch die Landschaft am Egelsberg leidet, die Trockenheit des letzten Jahres Opfer fordert, wird an vielen Stellen deutlich. Und dass das nur der Anfang ist, ist in Anbetracht des Klimawandels zu erwarten.
Trotzdem war der Spaziergang durch diese besondere Landschaft ein Genuss. Passend zu den Heidetönen hatte der Himmel zunächst wunderbar vielfältige Grautöne geboten, um sich dann aber am Ende des Spaziergangs zu einem mit Sonne aufgelockerten spätsommerlich anmutenden Himmel zu wandeln.
Wasser ist der Themenschwerpunkt in allen Bereichen des Werkhaus e. V. von 2018 bis 2020. Dabei betrachten wir Wasser lokal wie global als lebensspendende Ressource.
Wasser ist Leben!