intercultural community music
Gerd Rieger
Musiktherapeut, Dipl. Päd
Bericht Cafe Sarah:
Willkommenscafé für Flüchtlinge und Asylsuchende im Bischof-Sträter-Haus (Corneliusstraße 22)
Die Veranstaltungen des Werkhaus e.V. in Cafe Sarah haben sich seit Beginn 2018 positiv weiterentwickelt und werden gerne genutzt.
Das Projekt hat mittlerweile einen eigenen großen Raum im Kellerbereich zur Verfügung gestellt bekommen, der sonst für Gruppenarbeit und Sprachkurse der St. Joseph Gemeinde genutzt wird. Dort kann das Musikangebot abseits der geschäftigen Atmosphäre des Cafés stattfinden. Bei Bedarf kann der Raum geschlossen werden, um mehr Ruhe und den TeilnehmerInnen ein Gefühl der Sicherheit zu bieten.
Die BesucherInnen des Cafe Sarah werden am Öffnungsabend im Cafe über das Musik Projekt informiert und dann musikalisch abgeholt, damit sie den Musikraum im Keller finden. Wie beim Rattenfänger von Hameln folgen die Kinder den Leitern.
Durch das Team des Krefelder Flüchtlingsrates bekamen wir kleine Percussionsinstrumente und eine Cajon. Wir werden vom Flüchtlingsrat für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit angesprochen und „gebucht“. Der Flüchtlingsrat unterstützt das Musik Projekt durch seine Öffentlichkeitsarbeit.
Ellen Schlottner, Dipl. Päd, Künstlerin und freiwillige Helferin beim Team von Cafe Sarah unterstützt mich als Leiter dieser musikpädagogischen Initiative. Frau Schlottner kennt viele TeilnehmerInnen aus der Beratungsarbeit persönlich mit Namen, kennt ihre Herkunftsorte und die jeweiligen Sprachfähigkeiten. In der musikfreien Zeit behält sie den Kontakt zu Kindern und Erwachsenen und ermöglicht die konfliktfreie Teilhabe der weiblichen Besucherinnen.
Ich bin Musiktherapeut und Musikpädagoge. Als Leiter biete ich zwei Gruppen pro Abend an. Von 19.00 bis 19.45 Uhr gibt es ein Angebot für Kinder, an dem häufig auch ältere Geschwister oder Mütter teilnehmen. Ein Stuhlkreis wird eingerichtet, Instrumente verteilt. Ich spiele überwiegend Akkordeon, vereinzelt Sopransaxophon oder Djembe. Wir singen gemeinsam und nutzen die Kleininstrumente.
Unterstützung finde ich bei meinem Musikerkollegen und Percussionisten Shan Devakuruparan, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist.
Wir beginnen mit einem Begrüßungslied, in dem jedes Kind persönlich angesprochen wird und musikalisch einen eigenen Beitrag leisten kann. Wir wechseln zu deutschsprachigen Mitspiel- und Mitsingsongs, nutzen Djemben (Trommeln, die vom Werkhaus zur Verfügung gestellt werden), Bodypercussion und Bewegung, singen internationale Songs, auch in der Herkunftssprache der TeilnehmerInnen. Es wird improvisiert, Töne und Sounds werden im Kreis herumgegeben und kleine Duos gespielt. Ein Abschiedslied beendet die Gruppenarbeit.
Ab 20.00 Uhr gibt es ein Gruppenangebot für Erwachsene. Hier gibt es neben meinem Songangebot auch den Wunsch der TeilnehmerInnen, Lieder aus Arabien oder Afghanistan vorzustellen. Es kommen BesucherInnen mit konkreten Liedvorschlägen. Daher haben wir jetzt einen Verstärker und Mikros dabei und versuchen die Songs ad hoc zu begleiten. Durch YouTube können wir uns gleichzeitig die Songs original anhören und an einem späteren Abend besser gemeinsam umsetzen. Zu den Besuchern kommen vereinzelt auch deutsche Unterstützer, die mit Mundharmonika oder Gesang die Gruppenarbeit bereichern. BesucherInnen mit ausgebildeten musikalischen Fähigkeiten haben wir an einheimische Musikgruppen vermittelt. Für einzelne Teilnehmende suchen wir Instrumente, die wir über Spenden abgeben können (z.B. ein Akkordeon).
Die BesucherInnen wechselten zu Beginn sehr häufig, sodass eine aufbauende Gruppenarbeit sehr schwierig war. Mittlerweile kommen aber einige Interessierte regelmäßig. Auch wenn sie die Sprache kaum verstehen, sind sie beim nächsten Treffen erstaunlicherweise wieder begeistert dabei. Die Kindergruppe ist zwischen 6 und 9 TeilnehmerInnen gut besucht; an der Erwachsenengruppe nehmen zwischen 5 und 8 TeilnehmerInnen teil.
Als eine Besonderheit des Angebots bei Cafe Sarah hat sich die Performance der Donkies, eine Gruppe eines Jazzimprovisationskurses, entwickelt. Jedes Quartal (also 4-mal im Jahr) gibt es ein Konzert im großen Saal von Cafe Sarah. Die Jazzgruppe, die von mir in einem anderen Rahmen geleitet wird, hat einige internationale Songs in arabischer Sprache und aus anderen Ländern einstudiert. Zwei Musiker aus der Besucherschaft (aus Afghanistan) spielten bei diesen Konzerten mit und haben uns „ihre“ Songs weitervermittelt. Diese Veranstaltungen der Donkies sind dann ein Highlight für alle Besucher und Unterstützer, für Erwachsene und Kinder, die die Jazzgruppe mit Djemben begleiten dürfen. Bei diesen Konzerten sind die Besucher eingeladen mitzusingen, sich zu bewegen oder zu tanzen.
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