Wege der inneren Emigration
Die Wertschätzung von Künstler.innen und ihrer Werke sind oft – oder immer? – auch im Kontext ihrer direkten Lebensumstände zu verstehen. Wie ihr Schaffen interpretiert wird, hängt nicht unwesentlich von vorherrschenden Meinungen oder momentaner Meinungsführerschaft ab. Ob diese “Führerschaft” dann die wirkliche Intention erkannt hat, bleibt häufig zweifelhaft oder erlebt in der historischen Bewertung eine Wandlung.
Das in Nazi-Deutschland die Texte des homosexuellen Liedtexters Bruno Balz mißverstanden, uminterpretiert oder für Propagandazwecke mißbraucht wurden, zeigt sich gut in “Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen”, berühmt besonders in der Version mit Zarah Leander.
Dieses Lied, als Mutmacher an der Front und damaligen “Deutschen Reich” – aber auch im Nachkriegs-Deutschland missverstanden – war wohl mehr ein Text der Hoffnung und Autosuggestion. Denn Bruno Balz wurde als Homosexueller verhaftet und ihm drohte das KZ und die Ermordung. Er hatte Helfer und Fürsprecher – andere nicht.
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