SoLaWi im Südbahnhof – Vortrag vom Ende des Kapitalismus

Schon eine ganze Weile verbindet das Werkhaus und die SoLaWi Krefeld (Lebendige Erde) ein freundschaftliches Band. So strömen jeden Mittwoch und Donnerstag engagierte „Alternativ-Versorger“ in das ehemalige Herrenklo am Rande des Südbahnhofs um dort aus dem Depot frisches Gemüse aus der Region abzuholen.

Zum öffentlichen Vortrag mit anschließender Diskussion wurde am 16.11. in die Halle des Südbahnhofs geladen, um dort Christian Felber aus Österreich zu lauschen. Der junge Mann ist Mitgründer von Attac Österreich vertritt einen interessanten Ansatz zur Neustrukturierung von menschlichem Wirtschaften unter den Aspekten des allgemeinen Wohls, aber auch der nachhaltigen Entwicklung des Planeten.

In dem knapp anderthalbstündigen Vortag holte er dabei erst weit aus, um kritische Entwicklungen und Eigenarten des modernen Kapitalismus zu beschreiben und vor allem in Richtung der universitären Bildung, insbesondere den Wirtschaftswissenschaften, harsche Breitseiten abzufeuern. Gepredigt würden in dieser vermeintlich wertfreien Disziplin die genauen Gegensätze der Verfassungsgrundsätze westlicher Wertegemeinschaften und anstatt Solidarität und allgemeinen Wohlstand, sowie vernünftige, nachhaltige Lösungen zu suchen, ginge es um Konkurrenz, Egoismus und die Ausbeutung des Planeten.

Gleichzeitig griff er die demokratischen Strukturen Europas an und stellte anhand verschiedener Beispiele (Monsanto-Kauf der Bayer AG oder Verlängerung der Genehmigung für Glyphosat) die These auf, dass obwohl die Mehrheit der Gesellschaft diese Entscheidungen ablehne, die Parlamente immer wieder im drastisch gegenteiligen Sinne des eigentlichen Souveräns bzw. der Wählerschaft agiere.

Im zweiten Teil des Vortrages stellt er dann den Ansatz der Bewegung Gemeinwohl-Ökonomie dar und beschrieb im wortgewandten, routinierten Vortrag wie sich politische, wirtschaftliche, aber auch bildungsorientierte Organisationen, einer Prüfung unter Gesichtspunkten einer Gemeinwohl-Bilanz anpassen sollten,  um ein Wirtschaftssystem zu schaffen, dass den Anforderungen der modernen Welt gerecht werden könnte.

Im letzten Teil gab er mit einem Planspiel unter Beteiligung des Publikums, das sich darüber Gedanken machen sollte, wie ein gerechter Mindest- und Maximallohn festgelegt werden könne, einen Einblick in seine Vision einer souveränen Demokratie.


In der anschließenden Fragerunde wurde dann bis zur vollständigen Ermüdung Felbers kontrovers über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Gemeinwohl-Ansatzes diskutiert, bis dieser die Einladung aussprach am Büchertisch des „Anderen Buchladens“ zusammen zu kommen und an Ort und Stelle die Regionalgruppe Krefeld zu begründen.

Ob das tatsächlich geschehen ist, wissen wir leider nicht. Sicher ist aber, dass das Thema uns weiterhin beschäftigen wird und das TAPAS bedeutet, dass es viele Möglichkeiten gibt, menschliches Zusammenleben und Wirtschaften zu gestalten und wir noch lange nicht am Ende unsere Möglichkeiten angekommen sind.

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