Nix besenrein und kein Plan

Schon während der Herrichtung des Spielplatzes beschäftigten sich die Werkhäusler mit dem zukünftigen Umbau der vorhandenen Gebäude auf dem Areal zum Spielhaus. Noch hatte niemand so richtig Ahnung, wie es in den Räumen aussah. Auch das Bauvolumen war nicht klar, da die Stadt als Eigentümerin keine Bauzeichnungen mehr besaß. Dringend war also ein Bestandsplan von Nöten. Eine Architektin wurde zum Aufmaß engagiert, die mit Bandmaß, Zollstock, Papier und Stift bewaffnet, zum ersten Mal gemeinsam mit uns alle Gebäudebereiche betreten durfte. Zum Glück hatten wir auch Taschenlampen mit. Echt spannend alles.

Vor dem heutigen Büro

Die Halle war ja schon leergeräumt und diente als Lagerplatz für die Spielgeräte und Arbeitsmaterialien der Spielplatzbauer. Zu aller Überraschung tat sich im heutigen Cafébereich ein riesiges Loch im Boden auf. Nein, keine Fallgrube, sondern eine mit Bohlen abgedeckte Lkw-Reparatur-Grube. Im Raum nebenan stand allerlei Krempel herum und der völlig desolate, ehemals kleine WC-Bereich war mit Kanistern aller Art bestückt. Ein erster Eindruck.

Weihnachtsbeleuchtung im Keller

Doch die Kellertreppe runter ging es richtig los. Der heutige Musikkeller mit Flur war kaum zu betreten. Heilige Weihnachten, über und über vollgestopft mit Tannenbaumgebilden aus Holz mit Drahtgeflecht, gebogenen Eisenträgern für Lichterschmuck, sowie Rollen voller Lichterketten lagen hier kreuz und quer herum. Bei jedem Schritt durch den großen Raum machte es: „Plopp, Plopp“, beim Zerplatzen der Glühbirnen, die zerstreut auf dem Boden lagen. Hier lag wahrscheinlich die Hälfte des in Vergessenheit geratenen Weihnachtsschmucks vom Ostwall aus den 60er Jahren.

Am Ende des Raums eine Tür, nicht zu betreten, da aus ihr bis zum oberen Rahmen Müll aller Art quoll. Hier war also kein Weiterkommen in das Nebengebäude zu den heutigen Werkstätten hin.

Müll mit hellblau gestrichenen Boxen

Oben, im vorderen Gebäudeteil, arbeitete wohl mal eine graphische Anstalt. Folien, Druckvorlagen und Buchstabenschnitte flogen herum und zur Krönung war der hintere Raum meterhoch mit Sperrmüll aller Art gefüllt. Das war aber noch nichts gegen den Zustand der Kellerräume. Hier stapelte sich der Müll teilweise bis unter die Decke. In allen Räumen waren hell blau gestrichene Boxen gemauert in denen sich Unrat, getrockneter Schlamm und seltsamerweise Muschelreste befanden. Nachbarn berichteten, hier im Gebäude sei mal ein Tierzüchter ansässig gewesen, der unter anderem im Keller Fische gezüchtet habe. Es handelte sich also um große Zuchtbecken, so des Rätsels Lösung.

Vielfach heißt es in Miet- oder Pachtverträgen, das Objekt sei besenrein zu hinterlassen. Hier jedenfalls war das nicht der Fall. Es half alles nichts. Das Zeug musste raus.

Manfred Schweer räumt auf

Mehrere Container Müll kamen zusammen, dazu noch Bauschutt-Container wegen der Becken. Und der Schrotthändler freute sich über das ganze Metallzeug. Ganz schön viel Maloche für Manfred Schweer (†), der hier aktiv wurde. Hilfe kam glücklicherweise u. a. von Kindern und Jugendlichen, die aber panisch aus dem Keller flohen, als im Müll eine mumifizierte Katze zum Vorschein kam. War ja auch etwas gruselig. Jedenfalls konnte jetzt eine Gebäude-Bestands-Zeichnung mit Aufmaß angefertigt werden und die Umbau-Planung am Zeichenbrett endlich beginnen.


Geheimes SpieDie ist eine Geschichten-Reihe von Helmut Boeck, langjährigem Mitarbeiter des Werkhaus e. V. und ehemaligem Leiter des SpieDie- Er erinnert sich und lüftet „Geheimes“, macht in lockerer Berichterstattung Verborgenes sichtbar. Wer noch weitere Geschichten auf Lager hat, kann sich bei uns melden.

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