Schreibprojekt öffnet „Zukunftsräume“

von René Linke:

Die Zeit rast und schleicht zugleich – nichts ist mehr aus den Fugen geraten
in den zurückliegenden Corona-Monaten als unser vertrautes Zeitgefühl. Was wird kommen? Was war eigentlich vorher? Wie ist Zukunft in einer absolut gegenwartsfixierten Zeit denkbar, gestaltbar, erlebbar? „Der Zeitstrahl, gedacht als Expansion der Möglichkeiten, ist kaputt“, diagnostiziert Schloemann in der Süddeutschen Zeitung: „So viel Wissen über unser Nicht-Wissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie.“

Also müssen spielerische Strategie her, die den verstellten Zukunftsraum
wieder öffnen. Das schönste Spiel von allen ist das Spiel mit der Sprache –
meinen zumindest die Teilnehmer des „Schreibprojekts Zukunftsraum“. Und spielen, dichten, experimentieren mit Silben, Wörtern, Sätzen…

Hier eine Leseprobe:

Homo sapiens

Im Kampf der Gene
traf ihn ein Geschoss.

So winzig, er merkte es nicht.
Dann starb er.

Seine Häuser und Münder
hatte er lange offen stehen lassen
zum Einzug des fremden Fleisches.

Nicht sah er den Angriff
der Affen, Fledermäuse und Schweine.

Nicht sah er sich selbst
als Tier.

Seine Logik befahl den Rückzug
in abgepufferte Räume.

Den Tieren gab er
freies Geleit
in ihre Gebiete.

Maria Borgmann

gefördert vom

Teile diesen Beitrag (ggf. AdBlocker anhalten)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert