Schichten und übertragen
Im letzten Jahr haben wir aufgrund der Corona-Epidemie viele Pläne überworfen und uns war klar: Wir werden alles anders machen müssen, als bisher.
Viele Menschen haben Erfahrung damit, was es bedeutet, nichts planen zu können.
Zum Beispiel Menschen mit Fluchthintergrund, mit denen wir gemeinsame Projekte durchführen. Oder Menschen, die Umbrüche in Deutschland miterlebten.
Im Südbahnhof zeigten wir eine Ausstellung über den Fürstenwalder Künstler Gerhard Goßmann, der insbesondere durch seine Grafiken und Illustrationen für Bücher der DDR bekannt war. Die Ausstellung setzte seine Buchkunst in den Bezug zu seinem Leben in der Weimarer Republik, der NS-Zeit und der DDR.
Das inspirierte uns, unsere eigenen Biografien in Bezug zu gesellschaftspolitisch relevanten Geschehnissen zu beleuchten.
Die Kommunikationsdesignerin Kim Schwerm und die Künstlerin Angelika Teschner bereiteten Buchkunst-Veranstaltungen vor.
Margret Schilling*, die sich bei Amnesty International Krefeld und beim Flüchtlingsrat Krefeld engagiert, schenkte uns eine Druckpresse. Damit haben wir zwischen den Lockdowns gearbeitet und verschiedene Drucktechniken auszuprobieren.
Unter Leitung von Waleed Ibrahim erstellten wir Vorlagen. Bestimmte Motive standen für bestimmte Lebensabschnitte oder Zusammenhänge. Wir druckten mehrere Schichten übereinander, wie auch unser Leben vielschichtig ist, Gedanken oder Geschehnisse sich überlagern und zu verschwimmen drohen.
Mal haben wir beabsichtigt, verschiedene Ebenen zu zeigen, aber sie wurden von einer zufälligen, ungewollten Schicht überlagert. Was ursprünglich beabsichtigt war, erhielt eine unbeabsichtigte Gestalt.
Aus zarten Linien wurden tiefe Furchen, das Papier klebte aneinander oder es wurde wieder auseinandergerissen. Mal geriet ein Abdruck zu leicht, mal zu kräftig. Am Ende verzichtete so Manche/r ganz darauf, die stählerne Druckpressen-Walze zu nutzen und arbeitete einfach mit den Händen. Das schien sicherer…