Kommunikation in Schönschrift

Sonniger Sonntag, nachmittags um 15:00 Uhr: Der Bildhauer Ibrahim Alsaeid empfängt uns im Südbahnhof. Mit ihm werden wir mit arabischer Schrift kalligraphieren.

Ibrahim beginnt mit theoretischer Information über das arabische Alphabet und kündigt an, dass alles sehr einfach sei. Einer von uns stellt heraus, dass unserer beiden Lautzeichenschriften auf den gleichen Ursprung der phönikischen Schrift zurück gehen.

Ibrahims Schriftzüge sehen lautlos und geschmeidig aus. Sie zeigen, dass es universell gültige Gesetze harmonischer Gestaltung gibt.

Ibrahim zeigt verschiedene Schriftarten. Und tatsächlich, auch wir Unwissenden können die Unterschiede erkennen. Wir erraten, welche Schrift als Regierungsschrift oder welche für Koransuren genutzt wurde.

Ibrahim spricht über die Lesbarkeit von arabischen Worten, die ohne Verwendung von Zusatzzeichen nur im Sinnzusammenhang erschlossen werden können.

Vor uns auf den Tischen stehen Tintenfässchen bereit. Aber wir dürfen noch nicht loslegen. Erst werden aus Bambusstäben Federn geschnitzt.

Bitte nur auf den Arbeitstischen schnitzen
Die optische Proportions-Maß-Einheit für die Schriftmalerei beruht auf der Größe der Fläche der Federspitze, bzw. dem Punkt, den diese erzeugt. Ibrahim macht es vor. Er gibt vertiefenden Input zum Einhalten von Verhältnssen und Laufweiten.

Dann geht es zu den mit Papierbahnen beklebten Wänden. Dort folgt eine Demonstration von Schriftmalkunst in Lebensgröße. Nun wird mit einem Pinsel an die Wand geschrieben. Mutig schreitet die Erste der großen Wandfläche entgegen. Sie taucht den breiten Pinsel in die Farbe und beginnt den Schriftschwung nachzuahmen. Es ist nicht leicht, den richtigen Dreh zu finden und dabei auch noch die nötigen Proportionen einzuhalten.

Das geht am Ende geschützt am Tisch sitzend doch besser. Bis auf die quietschenden Geräusche vom Bambus auf dem Papier erfüllt eine ruhige und arbeitsame Stimmung den Raum. Die Schriftmalerei ist eine Kunst, die auf Wissen einer harmonischen Gestaltung beruht.

Erstaunlich schöne, von Proportion und Ausgleich her perfekte Ergebnisse entstehen. Ob sie unbedingt als arabisch lesbar auszumachen sind, bleibt natürlich die Frage.

Es war ein wunderbarer Nachmittag. Deshalb machen wir am 15. April alles noch einmal.

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