Conduction 3


Ein Workshop im Werkhaus mit der Flötistin Angelika Sheridan
(von Gerd Rieger)

Die musikalische Freiheit in der Interpretation klassischer Musik ist begrenzt. Die Erfahrung führte Angelika Sheridan zu der Frage nach größerem Spielraum für Experimentelles. Wie kann man ohne Zwänge durch Notation und strengen Vorgaben eines/n Komponisten/in die eigene musikalische Welt gestalten, erweitern und mit anderen Menschen teilen?  

Im „Ort“ lernte Angelika Sheridan den international gereisten Bassisten Peter Kowald kennen, der nach vielen Reisen nun vor Ort in Wuppertal zur Ruhe kommen wollte. Er scharte eine Reihe junge KünstlerInnen um sich und entwickelte mit ihnen Projekte mit freier Musik. Die MusikerInnen lernten auch Konzepte von verschiedenen Dozenten aus aller Welt  kennen. Nach einem Workshop zu  Conduction mit Butch Morris, USA,  waren sie jedoch enttäuscht von Morris‘ strenger Dirigatmethode, die ihnen nicht genug Freiheit im Spiel bot. Und so entwickelten die Wuppertaler MusikerInnen ihr eigenes Konzept: „Ein Orchester dirigiert sich selbst“. Jede und jeder kann ein Dirigat übernehmen, wenn er/sie es musikalisch für angebracht empfindet.
Dies Konzept wollte Angelika Sheridan im Werkhaus Krefeld vorstellen und mit den Teilnehmenden umsetzen.

Seit dieser Zeit der regelmäßigen Treffen mit Peter Kowald entwickelte sich die Form der musikalischen Dirigate in der freien Musik ständig weiter.  Es gibt verschieden Konzepte und hunderte von Zeichen und Gesten, die in Orchestern genutzt werden. Um interessante Musik zu generieren, genügen jedoch schon eine Handvoll davon.

Nach diesem historischen Ausflug konnten die TeilnehmerInnen des Conduction Workshops im Werkhaus Krefeld direkt in das praktische Tun einsteigen. Alle standen im Kreis und ahmten eine Reihe von Gesten und Zeichen mit ihren Händen nach, die wir anschließend in der Gruppe nutzen wollten. Kleine Vorübungen erlaubten den Sound der Gruppe kennenzulernen und miteinander warm zu werden. „Versuche das Spiel deines Nachbarn so gut es geht nachzuahmen.“

Danach begann die intensive Arbeit mit dem Dirigat. Alle TeilnehmerInnen nahmen die Gelegenheit mutig wahr, selbst zu erleben, wie sich die Umsetzung des Konzeptes für einen Dirigenten anfühlt. Körperhaltung, Selbstsicherheit, Hören auf die Angebote der Gruppe, Klarheit in der Weitergabe von Zeichen und Geduld sind für den Dirigenten von großer Bedeutung. In der einfühlsamen und konzentrierten Reflektion zu jedem Dirigat konnten  unterschiedliche Aspekte herausgearbeitet werden.

Frei improvisierende MusikerInnen brauchen oft keine Leitung in Form eines Dirigenten. Kleine erfahrene Ensembles kommen ohne eine Führung aus. Bei großen Gruppen, bei Kinder- oder Jugendgruppen mit geringen Erfahrungen ist es jedoch sinnvoll, Struktur und Halt durch ein Dirigat vorzugeben. In diesen Formaten können Kinder lernen, als Dirigent Verantwortung für eine Gruppe zu übernehmen.

Einen herzlichen Dank an Angelika Sheridan, die mit großer Herzlichkeit und Klarheit in ihren Ausführungen die Gruppe zu größerer musikalischer Freiheit führte.

Conduktion ist ein Projekt des Werkhaus e.V. gefördert durch

über

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